jeudi 28 mai 2015

Eines Tages werde ich den Mount Everest besteigen, der Gipfelsturm

Vorgeschichte:http://ift.tt/1LNMDsJ
Es geht raus aus dem Zelt, Richtung Start-Ziel Überdachung. Startschuss und los. Die ersten Schritte auf der 843,5 Meter langen Treppenrunde. Ein Stück davon wird mich Eddy begleiten. Mein höllischer Begleiter soll nämlich am Fuße der, auch Himmelstreppe genannten, Spitzhaustreppe auf mich warten und mir vor jedem Aufstieg ins Paradies kräftig einheizen und symbolisch beflügeln. Also eine ähnliche Wirkung entfalten wie eine bekannte österreichische Modebrause, allerdings ohne die Verklappungsreste der chemischen Industrie. Nach dem Start an der Spitzhauskappelle, folgt eine linke Spitzkurve auf die Spitzhaustreppe, dann geht es spitzig steil bergab. Einreihen in die Masse die sich hier aufstaut. Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_2070(1).jpg  Hits: 0  Größe: 70,2 KB  ID: 32841Tipp, tipp, tipp, immer 2 Stufen mit einem Schritt vernichten. Deshalb werden es zwar auch nicht weniger als 39.700 abwärts sein, aber gefühlt geht es so schneller das Tagesziel zu erreichen. Ich muss mich etwas umstellen. Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_2130(1).jpg  Hits: 0  Größe: 85,9 KB  ID: 32843Das Geländer ist dünner und alle paar Stufen kommt ein Zwischenpodest. Es geht am Torbogen des Weinbergs; 'Zum goldenen Wagen' vorbei, der frisch saniert aussieht. Kurz zuvor ist quasi vis-à-vis das Haus in dem Claras Familie wohnt. Auf der Terrasse ist ein Stuhl aufgebaut wo sie bereits ihren werbewirksamen Platz eingenommen hat. Am Ende der Treppe biege ich ein auf ein Stück Straße, das weiter bergab führt in einem leichten Linksbogen bis zur Wendemarke, bestehend aus einem japanischen Kleinwagen. Wie der Tanz ums goldene Kalb, werde ich ihm bis morgen noch möglichst oft die Ehrerbietung erweisen.

Zurück bei Clara überreiche ich ihr Eddy, was mit einem: „süüüsss…“ kommentiert wird. Fortan wird der kleine rote Kerl auf einem Gartenmäuerchen thronen, links und rechts flankiert von 2 weißen Stoffschildkröten aus Claras Inventar. Ein Sammelsurium bedeutungsschwangerer Signale an die Motivation. Da der Teufel, der höllische Schnelligkeit assoziiert, unterstützt von zwei Schildkröten, die sinnbildlich für Momo'sche Zeitdiebe stehen. Die widersprüchliche Kombination, aus Eile mit Weile blickt nun stundenlang auf ein buntes Laufvölkchen. Da wäre z.B. der singende Troubadour in rosa Leggings und passendem Oberteil, der, solange er auf der Strecke ist, das unterschiedlichste Liedgut anstimmen wird. Seine Fistelstimme verleiht dem fröhlichen Ansinnen eine mitunter schaurig schräge Note. Egal, der Zweck heiligt die Lieder und noch ist kein Kübelbök vom Himmel gefallen. Da er, im Gegensatz zu mir, auch sonst noch ausreichend Luft hat Weisheiten zum Besten zu geben, erfahre ich z.B. unfreiwillig die Geschichte zu 'Hier kommt Alex' und Kubricks Uhrwerk Orange. Eine der wenigen weiblichen Teilnehmer läuft derweil in Jeans, während ein anderer, im kurzen Triathloneinteiler im Tempo eines 100 Meter Läufers über die Stufen hetzt. Ist die Bezeichnung 'Extremlauf' der Wahl des Oufits geschuldet?

Zwischenzeitlich steht mein erster Aufstieg an und ich hänge in der Wand. Vielmehr am Geländer. Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5667(1).JPG  Hits: 0  Größe: 91,8 KB  ID: 32847Noch habe ich meine Fingerhandschuhe an um den Auswirkungen der Gleitreibung zu trotzen. Schließlich habe ich verweichlichte Bürohände. Ich habe mir von Anfang an vorgenommen einstufig, Step bei Step, an Höhe zu gewinnen. Wieder oben geht es an der Streckenverpflegung vorbei über die Zeitmessmatten. Piiiep, piiep, dieses Geräusch wird mich noch lange begleiten. Nach der 180° Wende ist ein Blick auf den großen Monitor möglich. 1.Runde, 10,52 Minuten. Weiter. Später werden sich die Rundenzeiten zwischen 11 und 12 Minuten einpendeln. Eine richtige Renntaktik habe ich mal wieder nicht. Das ist bei mir schon Tradition. Mein hoffentlich allseits präsenter „Big Brother“ empfiehlt eine Pause wenn das Bergfest erreicht ist. Davon bin ich noch 49 geschmeidige Treppenabgänge entfernt. Also, auf geht’s in die nächste Runde. 9:46. 9:11, 9:06, 8:47, 8:41....Noch ziemlich flott, doch von da ab lege ich Zeit zu. Wieder eine 9ner Runde, sappradie die Treppe und ich werden langsam warm miteinander.

Apropos warm. Ich habe nun doch zu dick aufgetragen. Nicht mit Klamauk, sondern mit Klamotten. Also Handschuhe aus und Laufjacke. Und das ganze ohne stehen zu bleiben. Nicht ganz ungefährlich, denn auf der schmalen Treppe, ausreichend für zwei durchschnittlich gebaute Treppenläufer, herrscht nun schon deutlich Gegenverkehr und es finden aberwitzige Überholmanöver statt. Nun also Hautkontakt zum Rundrohr des Geländers und damit bessere Kraftübertragung um das Körpergewicht hochzuwuchten oder abzubremsen. An jedem der Halter heißt es loslassen und wieder zugreifen. Die Reibungswärme spüre ich nun unmittelbar.Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5687(1).JPG  Hits: 0  Größe: 76,1 KB  ID: 32849

An der Strecke besteht für Zuschauer nur oben auf einer Plattform bei der Spitzhauskapelle, oder unten entlang der Straße, die Möglichkeit das Rennen zu verfolgen. Die Treppe selbst ist tabu. Der steile Weinberg neben der Treppe ist allenfalls für erfahrene Berggänger eine Option. Für die jeweils 88,4 Höhenmeter gibt es für die nächsten 24 Stunden nur einen Weg. Die Direttissima. Immer wieder passiere ich auch meinen Mann aus den (Wein)Bergen. Immer wieder laufe ich in die gezückter Kamera oder soll sogar kurze Statements abgeben. Allerdings habe ich keinen Nerv dafür das Tempo rauszunehmen oder gar anzuhalten. Ich will so viel wie möglich Runden sammeln ehe mich die Müdigkeit und die Stille der Nacht zermürbt. Aber es läuft weiterhing gut. Ich finde meinen Wohfühlrhythmus, laufe meine beständigen Rundenzeiten und solange es noch hell ist, nehme ich bergab die Stäffele im Doppelpack. Als es gegen 19:30 Uhr dämmert gehen die gelblichen Laternen an der Treppe langsam an. Ich bin etwas enttäuscht ob deren Leistung. Stellenweise sind die Stufenschatten irritierend. Als zudem stark kurzsichtiger Gleitsichtbrillenträger muss ich mich nun verdammt gut konzentrieren um mir abwärts keinen Fehltritt zu leisten. Lichttechnisch bin ich etwas verwöhnt gewesen von der gut ausgeleuchteten „Heimatstaffel“ mit ihrer hochmodernen LED Lichttechnik. Bevor sich Abgründe auftun passe ich meine Schrittfolge der Aufstiegstechnik an und nehme damit natürlich auch Tempo raus. Die Zeit bis ich einmal das „Murmeltier“ bei Günter gemacht habe wird länger, bleibt aber konstant die nächsten Stunden.Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5724(1).JPG  Hits: 0  Größe: 68,8 KB  ID: 32851Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5783(1).JPG  Hits: 0  Größe: 72,3 KB  ID: 32853 Und an Pausen denke ich noch lange nicht. Wozu auch. Günter wird als V-Mann eingesetzt. V wie Versorgung - und erhält alsbald seinen ersten Cateringauftrag. Ich brauche mehr Energie als die kleinen Häppchen der Müsliriegel und Bananenstückchen, die ich stetig am höchsten Punkt der Strecke hastig einwerfe. Also wird der Butlerdienst geschickt die leckeren Tütchen-Spachtelmassen am Walk-Inn bereitzustellen. Nachgespült wird an der Tankstelle am unteren Umkehrpunkt, die sich bei der nipponschen Reisschüssel auf vier Rädern befindet.

Langsam bricht die Nacht herein, Clara setzt einen großen Teddybär als Maskottchenvertreter auf ihren Stuhl mit einem Schild „Komme gleich wieder“. Der Betrieb auf der Treppe läuft derweil weiter, besser gesagt, geht weiter. Denn auch die Geschwindigkeit der schnellen Hirsche nimmt nicht mehr zu. Zeit zum kurz aufschauen. Schön der Blick auf das nächtlich beleuchte Dresden und das angrenzende Elbtal. Wenn auch nur kurz, denn es gilt alle Aufmerksamkeit der diffus beleuchteten Treppe, die gesenkten Hauptes, ein stetiges Auf und Ab erfährt. Ein Schuß ein Schrei..., nein nicht Karl May. Ein kurzes Feuerwerk erhellt die Szenerie vor meiner steitig steigenden Statur zusätzlich. Viel bekomme ich davon nicht mit. Weiter monotones Stufentreten. Ab und an Fehltritte, weggebügelt von den beiden „Hoovercrafts“ an meinen Füßen. Ich richte mich ein in der Nacht. In der Gewissheit, dass ein Pannenhelfer für mich da ist, wenn es nötig wird.

Mit der Sonne ist nicht nur der Tag, sondern auch das letze bißchen Wärme verschwunden. Längst bin ich froh an der textilen Hüllmasse mit niedrigem Wärmeduchgangskoeffizienten. Die Mehrheit der Teilnehmer trägt zwischenzeitlich einen verwandelten Kokon zur Schau, der Wärmespeicherenergie nachhaltig puffern soll.Die Anzahl der Läufer hat abgenommen. Einige sind wohl derzeit mit sich und ihren körperlichen oder moralischen Blessuren beschäftigt und haben sich dezent ins Basislager verzogen. Nur die Feuerwehrmänner, die in voller Montur, d.h. mit 16-18 kg Ausrüstung und Atemschutz als 100er Staffel angetreten sind, absolvieren schwer keuchend ihre Runde. Ihre Staffelkameraden, wartend auf ihren Einsatz, sorgen kontinuierlich für Stimmung. Erst um Mitternacht kommt wieder Leben auf die Strecke. Es starten die schnellen Dreierseilschaften die in einem Affenzahn die Treppe herunterschießen. Ein Wunder das es nur zu leichten Touchdowns kommt und keiner die Treppe rollend absolviert. Denn Seilschaft, d.h. heißt nicht, dass die Starter gesichert am Seil marschieren, sondern jeder darf im Wechsel mindesten 25 oder max. 50 Runden die Treppe unter die Füße nehmen.

Nicht nur die frischen Kräfte auf der Treppe haben noch Power in den Beinen. Auch ich habe mein Pulver noch lange nicht verschossen und verspüre die zweite Luft. Leider nicht an der Stelle wo sie am nötigsten für Vortrieb sorgt, sondern als Rückenwind, der begleitet von flatulenzenden Nebengeräuschen, den olfaktorischen Rezeptoren meiner Verfolger gewaltigt stinkt. Scheint so als würde der Magen nicht nur etwas grummeln, sondern bereits seismosgraphische Schwingungen auslösen. Die zum Glück, im Gegensatz zur Himalayaregion, ohne nennenswerten Folgen bleiben. Ich lasse mir von meinem Markentender etwas Hausmannskost in Form einer Nudelsuppe zureichen, liebevoll im Plastikteller serviert. Zum gemütlich hinsetzen und Suppenkaspar spielen fehlt mir die Muse, doch mein Laufkellner weiß Rat. Vergiß Knigge, schütt das Zeug in einen Becher und dann in dich rein, downstairs. Das riecht nach Patentrezept, oder gar Patientenrezept, damit endlich wieder innere Ruhe einkehrt in die Stille der Nacht.

Ich kann auch schon wieder kurze Statements in Günters Kamera geben. „Kamera läuft“. „Läuft's?“ „s'Läuft.“ Na bitte, das muss doch auch mal gesagt werden. Günter erinnert mich daran das bald Bergfest ist und ich eine Pause machen sollte. Solange es läuft? Wieso eigentlich? Lauscher auf Ignore-Funktion und weiter. 'Nix Krise, nix müde, fühl mich nix sch..., will weiter kreise.' 10:26 Stunden unterwegs. Obwohl ich ständig Wasser, Cola und Iso im Wechsel an den beiden Zapfstellen schnappe hatte ich seither keinen Bedarf eine Rücknahmestation aufzusuchen. Auch die eindrücklichen Verlautbarungen aus meinem tiefsten Inneren hatte ich zwischenzeitlich geflissentlich verdrängt. Nun den, früher oder später musste ich einen der geschmackvollen Restlessrooms, am unteren Wendepunkt, ansteuern und alle anstehenden Geschäftsabschlüsse tätigen. Leider war ich nur zur Hälfte erfolgreich. Also abwarten statt weiterpressen, während draußen schon die Presseabteilung, in Form von Günters aufgebauter Kamera, auf mich wartet. Mein Paparazzi hat keinen leichten Job. Um mir auf den Fersen zu bleiben und Rennfeeling einzufangen ist er gezwungen, neben der bequemen Treppe, über die Topographie der Steillage das Höhennivau auszugleichen. Gerade in der Nacht eine mitunter verzickte rutschige Angelegenheit. Mein Treppenlehrmeister hat zwar an eine Stirnlampe gedacht, aber sein Schuhwerk ist alles andere als hochgebirgstauglich. Ausziehen und auf Socken gehen. Dies würde die Haftreibung erhöhen. Eine geniale Idee aus Wigald Bonings Buch, die aber die Gefahr birgt sich in der eisigen Höhe die Zehen abzufrieren.

55 Runden. Ich erreiche den Gipfel des Mont Blanc, höhenmäßig. Pause ist weiterhin keine Option. Ich will im Rhythmus bleiben. Mir den Anblick gestrandeter Seelen und körperlicher Dysfunktionen ersparen. Keinen „Leichen“ begegnen müssen auf dem Weg zum Gipfel des Chomolungma. Die Stunden vergehen, der Treppentraffic nimmt wieder zu, der rosaroten Panter hat immer noch zuviel Luft übrig und trällert weiter durch die Nacht. Die Vögel beginnen es ihm, zur zwölften Stunde des Laufes, im morgendlichen Grauen nachzutun. Nochmals soviel Zeit auf der Treppe, für das was noch fehlt. Ich liege gut im Rennen, auf Platz 11 bei den Männern. Die beiden schnellsten Frauen sind deutlich schneller. Sollte ich das gleichmäßige Rundentempo halten können und keinen unnötigen Pausenquatsch benötigen, dürfte es gut klappen. So sieht das Günter zwischenzeitlich auch und verläßt nach 13 Stunden unentwegten Zuschauens, Mitzitterns (im wahrsten Sinne) und Kellnerns den garstig frostigen nächtlichen Schauplatz. 5 Uhr früh und mein Herz würde jetzt ein heißes Süppchen erfreuen. Also schnell noch vor, Günters einstweiligen Rückzug, im Vorbeilaufen bestellt, damit 'Just in Time' eine Runde später geliefert werden kann. Gleiches Prozedere wie zuvor geübt. Boah, schmeckt diesmal wie totes Meer. Eine zarte Salzkruste legt sich auf die Innenwandung meiner Sprechapparatur. Mir wird kreisläufig. Und das hat nichts mit der Rundenzahl zu tun die ich zwischenzeitlich absorbiert habe. Ich brauche jetzt blaugeflügelten Bullentrank, impliziert mein Wohlfühlego. Ob's was hilft? Egal, schließlich habe ich für psychologische Notfallmaßnahmen, nicht nur eine Dosis dieser Rachentinktur im Camp gebunkert. Also wie gehabt. Güüüüüünter. Ein Mann ein Wort, die Sache steht. Am gewohnten Platz. Ein kleiner Schluck nur und schon entfaltet der Zaubertrank seine magischen Kräfte. Ja, so einfach kann man(n) sich die Welt machen.

Günter gönnt sich also 3 Stunden Schlaf und ich mir bei der nächsten Kreiselei noch die Reste meiner Astronautennahrung, runtergespült mit den Resten des Flugbenzins. Das beobachtet eine Servierdame, die für die Bereitstellung der Goodies am Rundendurchlauf sorgt. Ob ich nicht ein richtiges Frühstück wolle, statt meines ungesunden Fraßes. Wie? Will die mich ein bißchen ärgern? „Nö“, sage ich erstmal:„dafür müsste ich extra ins Essenszelt“. Dort ist zwar das Paradies oraler Genüsse auf Erden. Aber ob ich da wieder rauskomme? „Sie würde mir was bringen“. Meine Ohren können es vor Begeisterung kaum glauben. Bis zum nächsten Gipfeltreffen habe ich ein Nutellabrötchen in der Hand. Das sind die Momente die man nicht so schnell vergißt. Die Helfer und die Stimmung an der Treppe.

Schon über 80 Runden. Die Sonne strahlt, es wird schon wieder recht warm. Günter ist auch wieder da und jede Menge Touris als Staffel auf der Staffel. Ein bißchen streßig, bei diesen unterschiedlichen Tempi und vielen Überholvorgängen. Nur nicht ins straucheln geraten. Meine neue bemutternde Assistentin hat mir zwischenzeitlich einen flüssiggehopften Elektolytnachtisch gebracht und Günter die Erkenntnis, dass seine Fabelzeit aus 2012 meinen heißen Atem spürt. Dank Rundumversorgung und Pausenverzicht habe ich mir ein dickes Polster für die 100 Runden, in 24 Stunden, erspart. Und sofern die Waden, auch weiter keine Trauer tragen, könnte ich weitere Runden sammeln, so sinniere ich nun freudig vor mich hin.

Dann komme ich ins Grübeln. Bin ich jetzt schon am Hillary Step? Sind bei Anzeige von 99 Runden, die 99 Runden gelaufen oder zeigt es mir den Beginn meiner 99 Runde an? Eben ist diese Anzeige nämlich passiert worden. Unten bei Clara kündige ich mich schon mal an. „Beim nächsten Mal hole ich mir meinen Zweig ab - und Eddy.“ Oben werde ich von Günter interviewt: „Klaus wie siehts aus.“ „Nächstes Mal komm ich, mach dich bereit“ rufe ich ihm zu. Der Zielsprecher begrüßt mich: „Hier kommt Klaus Mantel aus Fellbach von den Schauläufern. Aber Klaus, du bist kein Schauläufer. Du bist ein ganz Harter. Schauen wir mal wieviel Runden du absolvierst hast. Wenn ich es richtig sehe wäre das die 100. gewesen.“ Upps, da sollte ich wohl noch schleunigst meine Siegesaccessoires unten abholen. Günter frozzelt natürlich auch schon über meinen kleinen Rechenfehler. Also das Pflichtprogramm und die Kür ist durch, jetzt beginnt das Schaulaufen. Ab zu Clara und ehren lassen.Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5829(1).JPG  Hits: 0  Größe: 97,5 KB  ID: 32855 Eddy bekommt die Medaillie umgehängt und winkend mit dem weißen Kirschblütenzweig geht es triumphial nach oben. Viele der Treppenmitstreiter gratulieren mir. Gänsehautgefühl. Da oben werde ich gebührend empfangen. „Und hier der nächste Zieleinlauf. Für die Startnummer 64. Klaaaaauuuuuus Maaannnnntel“, intoniert der Zielsprecher in Axel Schulze Manier.

„Es ist nicht der Berg den wir bezwingen, sondern uns selbst“ In der jetzigen Phase, keine Phrase. Ich kann es wirklich nicht glauben und fassen. Günters: „Jetzt freu dich halt a bissle“ muss ich erst noch sacken lassen. Meine Emotionen finden ihren Weg einfach nicht nach draussen. Es erscheint mir zu unwirklich, dass ich das, was ich noch vor wenigen Jahren in Laufberichten fasziniert gelesen und für mich unerreichbar hielt, nun selbst erreicht habe. Günter's Kamera hält die wirren Gedanken in einer Momentaufnahme für ewig fest. Und wie beginnt man sein Manifest. Mit: „So“

Das Rennen auf der Treppe geht unterdes weiter. Die Bedingungen sind sehr gut für neue Rekorde. Und eigentlich verspüre ich auch noch Lust meinen Treppengenuß zu verlängern. Nachdem wir ausführlich geklärt haben, warum versehentlich die Fabelzeit meines Treppengurus vom Jünger geknackt wurde, begebe ich mich erstmals während des Rennens ins Basislager und versuche mich in dem Chaos zurechtzufinden. Später gestartete Staffelläufer haben mangels Platz ihre Ausrüstung irgendwie kreuz und quer zwischen meine unbenutzten Kisten geschoben. Beim Umziehen verliere ich den Überblick über mein Arsenal an Schuhen und Klamotten. Genervt taucht mein Kameramann wieder auf und will wissen ob ich mich schon hingelegt hätte. Endlich reiße ich mich zusammen, schnappe die kurze Büxs und die „Mondgleiter“ und beginne die Mission: Mehr Runden als Günni. 'Just for fun' geht es in die nächste Ehrenrunde. Allerdings nicht gemütlich, sondern mit der gleiche Ernsthaftigkeit was das Tempo betrifft. Mindestens 2 sollten es werden. Als die rum sind habe ich noch keine Lust auf den entspannten Teil des Nachmittags. Günter wird so langsam aber des „aktiven Nichtstun“ müde, das merke ich. Ist auch kein Wunder, irgendwann ist es auch genug anderen bei der Arbeit zuzusehen. Als ich unten am Fuße der Treppe den 107. Aufstieg beginne fasse ich den Entschluß Schluß zu machen. Irgendwann ist es auch mal gut und Schluß mit Lustig. Was soll ich bis zum vielleicht bitteren Ende weiterlaufen? Ich gebe also Günter ein untrügliches Zeichen, dass er auf seiner Logge erlöst ist. Die Uhr zeigt 21:40:28. Abzüglich der Pause von einer guten Stunde bin ich damit weit über 20 Stunden auf dieser Treppe spazieren gegangen. Dafür geht es meinen Beinen noch recht gut.

Endgültig Schluss also. Schnell die schweren Kisten geschnappt und den langen Weg bis zum Auto irgendwie geschafft. Selbst die Quartierstreppe stellt mich nicht vor ein unüberwindbares Hindernis. Nach einer zwangsweisen kalten Dusche geht es zum angenehmen Teil über. Warten bis zur Siegerehrung. Zuvor ehrfürchtige Fragen einiger Statisten über die Intention für diese Treppentortour. Für den Gipfelsturm auf den Mount Everest, gibt es eine einfache Antwort, die sinngemäß auch auf die Radebeuler Treppenlauf paßt: „Weil er da ist“ (George Mallory, am Mount Everest geblieben.).

Und was bleibt als Steigerung. Vielleicht das: 1. Treppenhaus Marathon Hannover | SPORTSLOVR Eddie, der nun seinen Platz auf dem Wohnzimmerschrank gefunden hat, blinzelt zu mit herab. Meinen Segen hast du.
https://www.youtube.com/channel/UC1m...a4adDxjcQ/feed
Miniaturansichten angehängter Grafiken
Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_2070(1).jpg  Hits: -  Größe: 70,2 KB  ID: 32841   Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_2130(1).jpg  Hits: -  Größe: 85,9 KB  ID: 32843   Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5667(1).JPG  Hits: -  Größe: 91,8 KB  ID: 32847   Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5687(1).JPG  Hits: -  Größe: 76,1 KB  ID: 32849  

Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5724(1).JPG  Hits: -  Größe: 68,8 KB  ID: 32851   Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5783(1).JPG  Hits: -  Größe: 72,3 KB  ID: 32853   Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht  Name: IMG_5829(1).JPG  Hits: -  Größe: 97,5 KB  ID: 32855  


Eines Tages werde ich den Mount Everest besteigen, der Gipfelsturm

Aucun commentaire:

Enregistrer un commentaire