mercredi 29 octobre 2014

Mein 1. Marathon - New York City 2014

Hallo zusammen,



dieser Laufbericht wird insgesamt etwas länger, und beinhaltet neben dem eigentlichen Lauf am kommenden Sonntag auch ein paar Zeilen zu (meiner) Vorgeschichte. Entsprechend editiere ich hier die weiteren Teile im Laufe der Zeit einfach hinzu :)



Teil 0 - Ein Gedanke




"Welches ist der widerstandsfähigste Parasit? Ein Bakterium, ein Virus, ein Darmwurm? [...] Ein Gedanke! Resistent, hochansteckend, wenn ein Gedanke einen Verstand erstmal infiziert hat, ist es fast unmöglich, ihn zu entfernen." - aus dem Film Inception



Es ist November 2010 und ich besuche meinen besten Freund im Big Apple. Seit etwa einem Jahr promoviert er dort. Stipendium und schicke Einzimmerwohnung im Financial District inklusive. Entsprechend attraktiv ist ein Besuch für mich. Nicht nur, dass ich den Kumpel nach langer Zeit wieder sehe, nein, gleichzeitig kann ich eine Woche in der großartigsten Stadt der Welt verbringen und muss noch nicht einmal ein Hotel buchen, geschweige denn bezahlen.



Nach den Klassikern --Broadway (das seinerzeit noch völlig unterschätzte Green Day Musical), Panoramafotos vom Top of the Rock (nein, das überlaufenere, teurere Empire State hat definitiv die schlechtere Aussichtsplattform), Brooklyn-Bridge bei Sonnenuntergang, High-Line Spaziergang, Shopping-Odyssee und Knicks-Game-- müssen rasch andere Erlebnisse geplant, und in die Tat umgesetzt werden. Ich bin schließlich in der Stadt, die niemals schläft und die Zeit bis zum Rückflug rinnt unaufhaltsam davon.



Etwas Ausgefallenes muss her, also fröne ich meiner größten Leidenschaft und gehe surfen. Ja, richtig gehört: Surfen. Und ja: Das ist möglich, wenn auch mit eher großem Aufwand verbunden: Früh aufstehen und Wellen-Bedingungen per Live-Webcam checken, 45 Minuten mit dem A-Train raus zum Far Rockaway Beach, Surfshop auf der 92nd suchen und Board sowie 4mm Neoprenanzug mieten, nur um nach wenigen Minuten im Wasser zu merken, dass der Anzug löchrig wie ein Schweizer Käse ist und die Atlantik-Suppe mitten im Herbst auch stark Richtung einstellige Grad-Celsius Bereiche fällt. Völlig verausgabt und am Ende meiner Kräfte beende ich die Session entsprechend nach nicht einmal 90 Minuten mit magerer Wellenausbeute und schwöre mir, den morgigen Sonntag in völliger Ruhe im Central Park zu verbringen, ehe es wieder heimwärts geht.



Als ich Tags drauf die 5th Ave Richtung Park flaniere, sehe und höre ich von weitem Menschenmassen, die mir selbst für diese wahnsinnige Stadt etwas zu groß, zu laut erscheinen. Von einem neuen iPhone und entsprechenden Schlangen vor dem Apple Store hätte ich doch etwas mitbekommen? Ich nähere mich der Szenerie und erinnere mich schlagartig an die Aushänge, die mir in den Tagen zuvor in der ein oder anderen U-Bahn Station begegnet sind. "Planned Service Changes: New York City Marathon".



Und tatsächlich: Nachdem ich mich bis ca. zur Hälfte der etwa 15-reihigen Menschenmassen vorgeschoben habe, erhasche ich einen Blick auf das, was da an der südöstlichen Ecke des Central Parks vor sich geht. Ich sehe --im abgesperrten Bereich-- nahezu gleich große Menschen-, nein Läufermassen. Eine schier endlose Kette mal schnell, mal langsam laufender Sportler. Zwischendrin Gestalten, die mich zweifeln lassen, ob das hier wirklich eine ernst gemeinte Sportveranstaltung ist. Ein als Torrero verkleideter Spanier bleibt in der Kurve wild gestikulierend stehen, kniet sich auf ein Bein und verneigt sich vor der völlig ausflippenden Zuschauermenge. "You know this guy?" - frage ich den Mitzwanziger, der neben mir steht und besonders laut applaudiert und gebrüllt hat. "Nah, I cheer for everybody!" - erwidert er trocken. Bevor es für Mr. Torrero Richtung Zieleinlauf geht, klatscht er mit den NYPD Cops ab und posiert für ein Erinnerungsfoto mit einem ihm zugereichten Baby. Die Menge ist erneut außer sich. Eine Atmosphäre, genau nach meinem Geschmack.



Ich schaue mir das Spektakel bei schönstem Sonnenschein und angenehmen, zweistelligen Celsiusgraden weiter an, spaziere dabei noch Richtung Columbus Circle und bekomme mit, wie mir Finisher mit schweren Medaillen um den Hals, in Aludecken gehüllt und schwer humpelnd entgegenkommen und dabei Schulterklopfer, High-Fives und "You did great" Aufmunterungen erhalten. In diesen Momenten merke ich, wie sich ein Gedanke in mir ausbreitet. Es bleibt mir bis zum heutigen Tag ein Rätsel, ob das Abspeichern des Gedanken einer aktiven, bewussten Handlung meinerseits geschuldet war, oder ob sich der Gedanke sozusagen schon immer in meinem Kopf befand und ich ihn nur habe finden müssen. Fakt ist: An diesem 7. November 2010 entschließe ich mich, auch irgendwann einmal auf der anderen Seite des Absperrzauns zu stehen, nein, zu laufen und meinen Enkelkindern erzählen zu können, dass ich den New York City Marathon geschafft habe...




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