lundi 20 octobre 2014

23. Halbmarathon in Hamburg Bramfeld - Debüt eines "Seniors"

Da steht doch auf der Urkunde tatsächlich „10. Platz in der AK Senioren M45“ drauf… An diesen „Titel“ werde ich mich in den nächsten zwei Jahrzehnten immer noch nicht gewöhnt haben, ich werde das auch weiterhin überlesen, ignorieren, verachten, zerknüllen und weglügen, nur, dass Ihr es wisst!



Bevor jetzt jemand in Begeisterungsstürme ausbricht (Ausser mir selber), in meiner Klasse haben 22 Leute teilgenommen, ich bin als im guten Mittelfeld gelandet.

Ja, nur 22 Leutchen… Mit insgesamt 150 Teilnehmern bei der HM Distanz, ist der Bramfelder HM trotz der 23. Austragung eine sehr übersichtliche Veranstaltung. Das war aber wirklich gut so, denn dadurch war die Atmosphäre ausgesprochen nett und gemütlich.



Dazu hat sicherlich auch das bombastische Wetter beigetragen. Sonne satt, 21 Grad und lange Hosen…

…Jepp, in der Aufregung hatte ich vergessen alternative Laufsachen einzupacken und bin so ziemlich als EINZIGER in langen Sachen gestartet. Ich nenne das „Seniorigen Individualismus“, in meinem Alter darf man das…



Als Chips wurden dieses Mal TAG Heuer Teile ausgegeben, bekannt aus Film und Fernsehen, da fühlte ich mich gleich noch mal eine ganze Nummer professioneller.



Die Strecke selbst ist 5km lang und führte um den sehr netten „Bramfelder See“ herum. Offiziell vermessen wurde sie zwar, allerdings nicht offiziell gesperrt, so dass wir Läufer uns den vorhandenen Platz mit allerlei Spaziergängern, Fahrradfahrern, Hunden, anfeuernden Familienangehörigen und Eichhörnchen teilen mussten und das auch noch teilweise im Gegenverkehr! Das führte immer wieder mal zu lustigen Ausweichmanövern und erschrockenen Rentnern, wurde aber zu keiner Zeit ein Problem. Soweit ich das mitbekommen habe, verlief die Veranstaltung kollisionsfrei, wir waren ja keine Tausende, nich wahr…



Ach ja, mein Wunsch- und Traumziel war es übrigens die 100 Minuten Grenze zu knacken, wie knapp auch immer.



Gelaufen wurden die 10km (Start um 9:30), die 21km (Start um 10:00) und die 5km (Start um 10:10) und die größte Gruppe dabei waren wir. Was bei der HM Distanz die Besonderheit war: Der „fehlende“ Kilometer wurde am Anfang gelaufen, denn Start und Ziel war auf dem Sportplatzgelände und wir starteten dementsprechend auf der Bahn und haben dort 2 ½ Runden absolviert, bevor wir dann auf die Strecke losgelassen wurden, tjaaaa und damit komme ich dann auch zum eigentlichen Lauf. Für eine Kilometergetreue Wiedergabe, wie ich es beim 10km Alsterlauf gemacht habe, fehlt mir erstens das Gedächtnis und zweitens fehlen auch die entsprechenden Ereignisse pro Runde, die das über 21 Etappen für Euch lesenswert machen könnten, insofern vereinfache ich das Prozedere und schreibe meine Eindrücke in 5km Runden 



Runde Eins - (1000m auf der Bahn und dann ab dafür…)

Wie schon erwähnt, stand ich in voller Herbstmontur auf dem Platz. Ich sah knielange ¾ Tights, ich sah Kompressionsstrümpfe, aber ich sah außer mir niemanden in Thermo Lauftights. Nun gut, dachte ich, an Unterkühlung werde ich nicht scheitern.

Meine Familie war mittlerweile aufgetaucht (Mama, Papa, Frau und meine beiden Söhne) und wartete ebenso gebannt wie ich auf den Startschuss, der dann beinahe auch ertönte.. Genau wie beim 10km Lauf vorher versagte die Pistole den Dienst und wir wurden mit einem lauten LOSLOSLOS auf den Weg geschickt. Eine Sportplatzrunde später knallte es dann doch noch… Wahrscheinlich haben die einen Frühstarter erschossen, man weiß es nicht…

Meine Kinder schrien auf jeden Fall am lautesten „PAAAAPA, DU SCHAAAAFFST DAS…“ Schönes Gefühl :)

Dann gings nach der zweiten Platzrunde raus und ein Phänomen, dass sich bis zum Schluss halten sollte, zeichnete sich bereits ab: Alle, die schneller waren als ich, waren bereits richtig weit vorne, alle die langsamer waren als ich, waren bereits richtig weit hinten. Hier und jetzt kann ich bereits verraten: Fast die komplette Strecke, bin ich völlig alleine gelaufen. Die nächsten vor mir so. ca. 100m entfernt (Davon habe ich zum Schluss noch zwei eingefangen) und die nächsten hinter mir außer Sichtweite…

Sehr merkwürdig, aber vielleicht auch nicht.

Die erste Runde lief erwartungsgemäß ganz gut: 04:08, 4:37, 4:35: 4:46, 4:34 und 4:44

Voll auf Kurs also und noch mit guten Beinen. Kurz ein Gel eingeschoben und am Versorgungstand einen Becher Isogetränk geschnappt und überm Hemd verteilt. Also den einen oder anderen Tropfen werde ich auch in den Mund bekommen haben, aber alles in allem war der Versuch den im vollen Lauf zu trinken eher ambitioniert als erfolgreich. Egal, hab ich gedacht, kühlt schön beim trocken und das Kleben… so what... Am Ende der Runde wartete wieder meine Familie und feuerte mich an…

Schönes Gefühl :)



Runde zwei – Noch im Plan und erste „ohoh“ Gedanken

Die Sonne schien, es wurde langsam (zu) warm, keine Überraschung an der Stelle. Meine Thermohose tat das wofür sie angeschafft wurde: Sie thermte ordentlich drauf los.

Es wurde auch voller auf der Strecke, so dass man ob der Sonntagsspaziergänger, so langsam Obacht walten lassen musste. Beine machte noch gut mit, aber zum Ende der Runde kamen dann die ersten Ermüdungserscheinungen und das damit verbundene „OhOh“, denn 10 weitere Kilometer lagen noch vor mir und DAS ist der Punkt, an dem sich meine Vermutung bestätigte, dass die dritte Runde die Übelste werden würde. Einfach weil man langsam müde wird, aber danach NOCH eine Runde laufen muss. Bei der vierten und letzten Runde hilft einfach schon der Gedanke, dass es trotz Schmerzen und Müdigkeit ja bald vorbei ist….

Nichts desto trotz hat das rundenbasierte Szenario mir auch dieses Mal meine Familie bereit gestellt und ja, sie feuerten mich an und es war wieder ein schönes Gefühl :)

Noch schnell ein Gel reingehauen (Fragt mich bloß nicht, ob das nun was gebracht hat, irgendwie fühlte ich mich damit sicherer) und am Getränkestand ein Isogetränk geschnappt. Dieses Mal war ich schlauer und bin in leichten Trab gefallen. Das Resultat war, dass ich immerhin die Hälfte in den Körper geschüttet bekommen habe. Somit stand die andere Hälfte wieder zur Kühlung meines Oberkörpers bereit… Gut, dass es mittlerweile kaum noch Wespen gibt, im Sommer hätte ich an dieser Stelle wahrscheinlich schon einen Wespenschweif hinter mir hergezogen. Klebriger Mist…

Zeiten waren immer noch im Rahmen: 4:39, 04:43, 04:37, 04:36 und 04:44



Runde drei – Ab jetzt wurde es „Aua“

Es kam GENAU SO, wie ich es erwartet hatte, die dritte Runde war die, die mir mental am meisten zugesetzt hat, denn ich wurde jetzt zusehehends müder und es strengte mich jetzt wirklich an, die Pace irgendwie noch zu halten. Sie ist mir ab hier auch so ganz schleichend und langsam durchgerutscht: 04:53, 04:47, 04:41, 04:47 und 04:42

Und die ganze Zeit habe ich gedacht: Au weh, da kommt so eine Runde. Da ich mich im Vorherein allerdings bei der Pace verrechnet hatte, die ich glaubte erreichen zu müssen, um Sub100 zu landen, war ich hier aber noch guter Dinge, dass ich es schaffen würde. Ja, irgendwie hatte ich mir eine 4:45 als Durchschnitt gesetzt. Wie sich zeigen sollte, reichte das eben nicht ganz. Wobei ich zugeben muss, dass ich eh nicht mehr hätte rausholen können.

Vielmehr gibt es hier nicht zu sagen. Ich wusste schon, dass ich das irgendwie schaffen werde, aber der Fokus meines Klein- und Großhirns schrumpfte zusehends auf den Gedanken zusammen, zu laufen, zu laufen, zu laufen, zu laufen… Für meinen Geschmack eine Runde zu früh. Dann der Isostand (Ohne Gel dieses Mal) und trotz mentaler Aussetzer, war ich dieses Mal so schlau STEHEN ZU BLEIBEN und den VERDAMMTEN BECHER mal ohne Katastrophe zu trinken. Ich glaube das tat gut und war richtig. Das Ingangsetzten meiner mittlerweile müden Maschienerie fiel trotzem sehr schwer, Der richtige Rhythmus wollte sich nicht mehr so ohne weiteres Einstellen, daran änderte auch meine Familie nix mehr, die mich wieder munter anfeuerte. Das schöne Gefühl dabei fiel dieses mal etwas weniger ausgeprägt aus, es war kein Platz mehr dafür da in meinem Tunnel.



Runde vier – ankommen an sich war ja nicht das Problem

Ab hier wechselte ich bereits in den 2:2 er Rhythmus. Viel zu früh für meine sonstige Atmungsweise. Normalerweise hebe ich mir das für die letzten 1-3km auf, aber die Luft wollte geatmet werden und so begann ich langsam aber sicher Nebenluft zu ziehen. Ich glaube mein Körper hat versucht durch sämtliche sich bietende Möglichkeiten Luft zu tanken. Das Komische war, dass ich in dem Sinne gar keine Atemnot hatte, also nicht so, wie wenn man völlig außer Puste ist. Vielmehr merke ich wirklich, dass da in den Muskeln nix mehr ankommt und wäre es kein Wettkampf gewesen, ich hätte an dieser Stelle das Training beendet! Aber natürlich läuft man weiter, genau dafür ist ein WK ja da, um über den Punkt hinauszugehen, an dem man üblicherweise auf die Signale seines Körpers hört. Also habe ich verzweifelt versucht die Pace zu halten. Auf dieser letzten Runde, habe ich sogar noch drei Läufer kassiert, die die ganze Zeit vor mir waren und denen das nicht mehr gelang.

Kilometer 19 und 20 waren schon echt übel, ich habe hier angefangen zu keuchen, aber den Rest hat mir sprichwörtlich der letzte Kilometer gegeben. Viele Kurven und bei jeder habe ich mir ein Raum- Zeitkontinuum herbei gewünscht, oder ein Wurmloch, dass nach der Kurve BITTE endlich das verdammte Ziel auftauchen lassen sollte. Da war auch nix mehr mit Zusetzten auf dem letzten Kilometer.

Das war jetzt echt eine Qual und nur die Gewissheit, dass es ja nun wirklich nicht mehr lange sein kann, hielt mich am Laufen. Klingt vielleicht komisch, aber selbst nach den drei bereits absolvierten Runden, konnte ich an dieser Stelle nicht mehr den Streckenverlauf mit Sicherheit bestimmen, ich wusste echt nicht mehr wie viele Kurven das jetzt noch sind.

Hier sind die Zeiten auch endgültig weggesackt, die dritte Runde ließ das schon erahnen: 05:02, 04:52, 04:49, 04:43 und 04:48

DANN kam sie endlich, die letzte Kurve: Meine Familie steht vor dem Zieleinlauf und jubelte, ich sah das, freute mich erleichtert und bin tatsächlich geradeaus weitergelaufen, wo ich noch einen Linksschwenk hätte machen müssen. Wie dämlich kann man sein? Wie fertig kann man sein? Ich stehe vor einer Wand und denke, das darf doch jetzt nicht wahr sein… also zurück und auf die Zielgerade gestolpert. Mein Großer ist mit auf die Strecke gesprungen und mit mir die letzten Meter gelaufen und DAS müsst Ihr Euch mal kurz ansehen, bzw. anhören:



http://ift.tt/1rWWiRQ :D Schönes Gefühl...



Was soll ich sagen...

Mein Traumziel knapp verpasst, aber ich habe nichts falsch gemacht. Ich bin so konstant gelaufen, wie mir möglich war und definitiv über meine Grenze hinaus. Mehr ging nicht und das ist auch gut so, denn jetzt darf ich die Sub100 beim nächsten Mal knacken !!




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